Online Dating services

Tinder

Tinder (dt. Zunder) ist eine kommerzielle Mobile-Dating-App, die das Ziel hat, das Kennenlernen von Menschen in der näheren Umgebung zu erleichtern. Sie wird zur Anbahnung von Flirts, zum Knüpfen von Bekanntschaften oder zur Verabredung von unverbindlichem Sex verwendet. Tinder gehört der Match Group Inc. mit Hauptsitz in Dallas, Texas.

Die App benutzt ein Swipe-System (englisch swipe ‚streifen‘, ‚durchziehen‘), bei dem Nutzer die Profilfotos und -infos von anderen Nutzern in ihrer Nähe ansehen können. Gefällt dem Nutzer eine Person, so wischt er das Bild nach rechts. Gefällt sie ihm nicht, wischt er nach links. Wenn beide Nutzer ihre Bilder gegenseitig nach rechts gewischt haben, entsteht ein Match und man kann fortan mit dieser Person über einen Chat kommunizieren.

Deutsch online Mobile-Dating-App, Deutsch, Germany

Geschichte

Tinder wurde von Sean Rad, Jonathan Badeen, Justin Mateen, Joe Munoz, Dinesh Moorjani, und Whitney Wolfe gegründet und kam am 12. September 2012 erstmals für iOS auf den Markt. Tinder wurde zuerst auf dem Campus der University of Southern California verbreitet. 60 Prozent der Benutzer verwenden im Jahre 2013 das Programm täglich, ein Großteil dieser Nutzer mehrmals täglich.

Seit März 2015 besteht die Möglichkeit, die letzte Wahl zurückzunehmen. Außerdem lässt sich der Standort manuell festlegen. Diese beiden Funktionen sind jedoch nur durch Zahlung eines Betrages mittels In-App-Kauf freizuschalten, wobei der Betrag von Nutzer zu Nutzer unterschiedlich ist. Der Betrag zur Freischaltung der sogenannten Tinder-Plus-Mitgliedschaft beläuft sich laut Tinder-Mitgründer Jonathan Badeen auf 20 US-Dollar monatlich. Mit der Funktionserweiterung Tinder Gold sieht der Nutzer, welche Mitglieder ihn bereits „mögen“, und kann so eigene Matches schneller beeinflussen. Die Funktion Tinder Gold kann nur mit bereits aktivem Tinder Plus aktiviert werden und kostet zusätzlich fünf Euro. Neben der grundsätzlichen Wahl durch Wischen (swipe left or right) können noch sogenannte Superlikes vergeben werden. Es steht auch eine Funktion zur Verfügung, welche das eigene Profil besonders hervorhebt (Boost). Beide Add-on-Funktionalitäten sind kostenpflichtig, wobei im Tarif Gold einige Superlikes kostenlos beinhaltet sind.

Erstellung eines Kontos

Ein Tinder-Konto kann über das Facebook-Profil oder mit einer SMS-fähigen Mobiltelefonnummer erstellt werden, allerdings nutzt diese Funktion eine Facebook-API. Wird das Facebook-Profil zur Anmeldung verwendet, greift Tinder auf den Vornamen und das Alter des Benutzers als Profilangabe zu und wählt fünf Fotos des Benutzers als Profilbilder aus. Die Fotos lassen sich individuell über das Facebook-Profil oder über die eigene Galerie auswählen. Zudem können sich Nutzer mit einem kurzen Text individuell beschreiben. Tinder verwendet zusätzlich die Gefällt-mir-Angaben und Freundschaftslisten der Nutzer, um Gemeinsamkeiten zwischen zwei Personen aufzuzeigen.

Benutzung

Tinder präsentiert dem Benutzer jeweils die Profilfotos, den Vornamen und das Alter einer anderen Person, die zuletzt in einem zuvor gewählten Umkreis war. Den Standort bestimmt die App über an den Server gesendete GPS-Daten. Zudem kann der Nutzer die Biografie der angezeigten Person einsehen, sofern eine Biografie erstellt wurde. Anhand dieser Informationen entscheidet der Benutzer, ob ihn eine Konversation mit der anderen Person interessieren würde. Wenn beide Benutzer sich gegenseitig als interessant einstufen, erhalten sie einen sogenannten Match, der beiden Nutzern angezeigt wird. Erst mit einem Match ist es möglich, eine Unterhaltung zu starten.

Besonderheiten

Unter Benutzung des Facebook-Profils erhält Tinder die grundsätzlichen Informationen über den Benutzer. Um die Personenvorschläge zu optimieren, analysiert der Tinder-Algorithmus die Profilinformationen und das Verhalten bei Nutzung der App und ordnet sie in eine appinterne „ELO-Rangliste“ ein, die allerdings anders funktioniert als die Elo-Zahl in vielen Sportarten. Dieses Ranking gibt Auskunft darüber, wie gut man bei seinen Mitmenschen ankommt. Die Anzahl der Matches ist ein maßgeblicher Teil dieses Verfahrens, allerdings bestimmen noch weitere Faktoren wie beispielsweise die Vielfalt an Informationen, mit der Nutzer ihr Profil ausstatten, über den endgültigen Platz in diesem Ranking. Von dem Ranking verspricht sich Tinder, die Trefferquote ihrer Nutzer erhöhen zu können. Eine besondere Rolle hierbei spielen die geographische Lage, die Anzahl gemeinsamer Freunde und gemeinsame Interessen. Erst nachdem beide Nutzer einander als attraktiv eingestuft haben, können sie miteinander chatten. Auf diese Weise haben Nutzer eine Kontrolle darüber, wer ihnen schreiben darf, und werden nicht mit Nachrichten von Personen konfrontiert, die sie nicht vorher als attraktiv eingestuft haben. Handlungen innerhalb von Tinder werden nicht auf dem Facebook-Profil des Benutzers gemeldet (dies ist auch freiwillig nicht möglich). Mit Tinders Matchmaker-Funktion können Nutzer eine Verbindung zwischen zwei ihrer Facebook-Freunde herstellen, ohne dass diese ihre gesamten Informationen sehen.

Tinder ist für iOS- und für Android-Geräte verfügbar. Für Smartphones mit dem Betriebssystem Windows Phone gibt es zwei inoffizielle Apps. Es ist des Weiteren auf allen Fernsehgeräten mit Apple TV möglich, Tinder auch in HD und auf dem großen Bildschirm zu nutzen. Seit März 2017 ist es möglich, Tinder auch über den Browser zu benutzen. Die Browserversion von Tinder besitzt zusätzlich die Funktion WorkMode, welche dem Nutzer einen schnellen Wechsel zwischen dem normalen Tinder-Interface und einer von Tinder erstellten Website ermöglicht, die durch ihr Aussehen suggeriert, dass der Nutzer arbeitet. Dies ähnelt der Funktion der Bosstaste in Computerspielen und Apps. Die Funktion Tinder Online benötigt keine zusätzlich zu installierende Software.

Benutzer

Tinders kommerzielle Zielgruppe sind Frauen und Männer zwischen 18 und 35 Jahren.

Derzeit (2019) hat Tinder weltweit 4,1 Millionen zahlende Mitglieder.

Laut einer Studie des US-amerikanischen Marktforschungsunternehmens Paragon Poll aus dem Jahr 2013 haben etwa 20 Prozent der Tinder-Nutzer eine Person getroffen, auf die sie mittels Tinder aufmerksam geworden sind.

Laut Co-Gründer Jonathan Badeen hatte Tinder Anfang 2015 zwei Millionen Nutzer in Deutschland.

Laut einer ProSiebenSat.1-Reportage im Jahr 2016 für Galileo wurden täglich 1,4 Milliarden sogenannte „Swipes“ nach links oder rechts gemacht, um Profilfotos zu bewerten.

Kritik

  • Im Februar 2014 wurde bekannt, dass die App über einen Zeitraum von 40 bis 165 Tagen einen Softwarefehler enthielt, der es möglich machte, die GPS-Daten seines Gegenübers abzufangen und auszuwerten. Dieser Fehler bestand sowohl in der Android- als auch in der IOS-App. Er wurde vom Unternehmen Include Security entdeckt und in einem Video demonstriert. Laut Include Security wurde Tinder bereits im Oktober 2013 über den Fehler informiert; das Unternehmen reagierte allerdings, so Include Security, erst im Dezember darauf und behob den Fehler erst in einem Update im Januar 2014. Der Fehler kam dadurch zustande, dass Tinder die Entfernung zwischen zwei Personen nicht auf einem Server, sondern auf den Handys der Nutzer errechnete.
  • Weitere Kritikpunkte sind die häufigen technischen Probleme, die Tinder verursacht. Außerdem führte das dahinter stehende Unternehmen im März 2015 altersabhängige Preise ein, die von 1,99 bis 19,99 Euro pro Monat reichen. Je älter die Nutzer, desto mehr Geld sollen sie pro Monat zahlen.
  • Im Frühjahr 2015 wurde eine Tinder-Stalking-Studie veröffentlicht. Im Fokus steht dabei das Sicherheitsrisiko, das durch die Verwendung des Facebook-Profils als einzige Registrierungsmöglichkeit bei Tinder entsteht. Andere Benutzer können mithilfe eines Screenshots des Tinder-Profilbildes und der Google-Bildersuche die Identität der Nutzer herausfinden, vor allem, wenn eine Person ihre Facebook-Seite nicht genügend durch Privatsphäreneinstellungen geschützt hat.
  • Die Tinder-Datensätze sind nicht vor Zugriffen von außen geschützt. Jede Person kann die Profile durchsuchen, auch wenn die suchende Person selbst kein Tinder-Nutzer ist. Der kostenpflichtige Onlinedienst Swipebuster benutzt dazu beispielsweise die offizielle Entwickler-Schnittstelle von Tinder.
  • Im August 2016 wurde auf der Jahreskonferenz der American Psychological Association eine Studie vorgestellt, nach der Tinder-Nutzer eine geringere Zufriedenheit mit dem eigenen Körper und eine höhere Tendenz zum Objektifizieren ihrer eigenen Körper und der anderer aufweisen. Kritiker der Studie bemängeln die geringe Stichprobengröße: 102 von 1317 Befragten gaben an, die App zu nutzen.

Published on  January 16th, 2020